Wir schreiben Geschichte

MICE Story Tirol CONVENTION TIROL MT wacht auf idee  Christine Keth | Innsbruck Convention Bureau, Christoph Steinbach | Das Hohe Salve Sportresort und Sascha Reitsma | Kitzbühel Tourismus text  Anna-Maria Stiefmüller “  Warnung! Sie überschreiten Ihre Tagesschlafzeit. Es ist Zeit für etwas Bewegung!“ MT blinzelte, hob den Kopf und bemerkte, dass ihre fliederfarbene Perücke verrutscht war. Die blecherne Stimme ihres virtuellen Assistenten hall- te in ihren Ohren wider. Plötzlich stieg Panik in ihr auf. Die Planetarier! Die Ex- plosion! MT zwang sich zu ein paar tiefen Atemzügen. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Oder etwa doch? Sie blickte ängstlich aus dem Fenster. Göttinsei- dank. Der Berg war noch da. MT schwor sich: Ab jetzt würden sich die Dinge ändern. Sie selbst würde sich ändern. Es war Zeit, aus ihrem Elfenbeinturm zu steigen und den Menschen zuzuhören. Sich mit ihnen auszutauschen. Nur so hätten sie eine Chance auf die Zukunft. Diese Geschichte beginnt an einem nebelverhangenen Novembermorgen im Jahr 2109. Die Bäume des Wiener Stadtparkes hüllten sich in dichtes Grau. Wie sehr sie diese Farbe verabscheute. MT liebte alles Bunte. Knallige. Glitzrige. Überhaupt: Sie genoss es, aus der Masse herauszustechen. Und als Stadtober- haupt hatte sie schließlich jedes Recht dazu. Es wurde Zeit, demWetteringeni- eursbüro Beine zu machen. Das Auflösen von Nebel war schließlich kein Hexen- werk. MT aktivierte ihren virtuellen Assistenten mit einer flotten Handbewe- gung und flötete: „Rufe das Wetterbüro an.“ Keine drei Minuten später war MTs Welt wieder in Ordnung. Diesen Faulpel- zen hatte sie es gezeigt. Jetzt war es Zeit für etwas Morgengymnastik und dann würde sie einen kleinen Spaziergang um den Berg machen, dem neuen Herzstück Wiens. Maria Theresia Zukunftsklon – kurz MT – war ein Hybrid der zweiten Generation. Seit die Menschen begonnen hatten, mit Hilfe der Genschere und künstlichen Plazenten optimierte Nachkommen zu erschaffen, hatte sich so vieles getan. Krankheiten gehörten endgültig der Ver- gangenheit an. Es war sogar möglich ge- worden, die DNA längst Verstorbener zu extrahieren, beliebig zu kombinieren und so (beinahe) perfekte Menschen heran- wachsen zu lassen. MT war ein beson- ders gelungenes Exemplar. Sie vereinte die besten Eigenschaften gleich mehrerer Persönlichkeiten aus der Vergangenheit. Sie bestand zu 45 Prozent aus Kaiserin Maria Theresia und zu 15 Prozent aus Conchita Wurst. Der Rest setzte sich aus Anteilen von Friedensreich Hundert- wasser, Berta von Suttner, David Alaba, Falco, Stefanie Sargnagel, André Heller und Alexander Van der Bellen zusammen. Die Forscherinnen und Forscher hatten ausgerechnet, dass diese Kombination den perfekten Staatsmann – oder die perfekte Staatsfrau ergeben würde. Ob sie das eine, nämlich eine Staatsfrau –

RkJQdWJsaXNoZXIy MTAxODQ=