Wir schreiben Geschichte

11 MICE Story Tirol wagemutig: Die Energie aus den Kristallen war imstande, einen neuen Raum im All zu erschaffen. Ein umgekehrtes schwarzes Loch, sozusagen. Einen Ort, der unendlich groß war und den sie so gestalten konn- ten, wie sie mochten. So jedenfalls hatte es Luis verstanden. Das „wie“ war ihm einerlei. Es musste nur endlich klappen. Denn nur so konnten diedrei.tirol, wie sich Luis, Mia und Felix sich nannten, ihren langgehegten Traum verwirklichen. Den Traum davon, endlich wieder ein echtes Megaevent zu veranstalten. Ganz analog. Denn das war es, nach dem sich die Menschen sehnten. Sie waren es ge- wohnt, als Avatare durch digitale Welten zu wandeln. Sich dort zu treffen, Dinge zu besprechen, Neues zu lernen. Kontakte zu knüpfen. Aber man spürte es schon lange: Menschen wollten wieder Menschen sein. Es wäre nicht so, dass es in Gurgl, Mayr- hofen und Hall nicht schön gewesen wäre. Ganz im Gegenteil. Aber jeder Ort für sich allein, war schlicht und einfach zu klein, um alle Teilnehmer:innen willkommen zu heißen. Seit dem großen Wandel der Wirtschaft konnte es nämlich durchaus vorkommen, dass sich mehrere Tausend für ein Event anmeldeten. Im Metaverse kein Problem, aber in der physischen Welt durchaus ein unüberwindbares Hindernis. Also kam die Erfindung der Professorin mehr als gelegen. Endlich würden sie in der Lage sein, die Menschen wieder an einem Ort zu vereinen. Jetzt musste nur noch dieser eine Kristall her. Luis wuss- te, dass es ein Bergkristall sein musste. Bergkristall, Salzkristall, Diamant. Das glorreiche Kristallhochdrei Tirols. So, wie es sich die Gründer:innen von diedrei.tirol damals ausgedacht hatten. Vor mehr als 100 Jahren. „Nur gemeinsam sind Kristalle ein echter Schatz.“ Luis klopfte sich den Staub und die Spinnweben vom Hemd und stand auf. Dabei hatte er vergessen, wie niedrig die alte Kammer war. Schon wieder rumpelte und polterte es. Zur ersten Beule würde sich wohl eine weitere gesellen. Doch was war das? Luis bückte sich und nahm behutsam das kleine Holzkästchen in die Hände. Es musste wohl dort oben auf dem Balken gelegen und beim unsanften Rendezvous mit seinem Dickschädel runtergefallen sein. Er schnupperte vor- sichtig daran. „Suche nach der vierecki- gen Zirm“ hörte er die alte Pfisterin in seiner Erinnerung raunen. Und tatsäch- lich. Zirbenholz. Die filigrane Schließe war zwar ein wenig eingerostet, ließ sich aber ohne weiteres öffnen. Es ist nicht schwer zu erraten, was sich im Kästchen befand. Es war ein Bergkristall. Genau so groß und genau so klar, wie ihn die Frau Professor brauchte. Aber da war noch et- was. Aufgeregt faltete Luis das vergilbte Zettelchen auseinander, das neben dem Kristall im Kästchen gelegen hatte. Drauf stand in schöner Handschrift Wie wahr. Damals und heute. Am liebs- ten hätte Luis vor lauter Freude einen Gogipurzel gemacht. Oder wie hieß das noch gleich?_

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